Wenn die Quelle rot sprudelt: die Sage vom „Erlentrögli“

An der Strasse zwischen Carrera und Versam, beim sogenannten „Erlentrögli“ wird eine Quelle sichtbar, die stark eisenhaltig und darum heilsam zu trinken ist. Das Wasser ist klar, setzt aber auf dem Grunde rot ab. Die Sage erzählt, in dieser Quelle fliesse Blut, weil einst weiter oben bei dem Stall auf Runggätsch ein junger Mann seinen Bruder getötet habe. Dort hatten zwei Brüder eine unglückliche Liebe zum gleichen Mädchen gefasst und sich deshalb entzweit. Es kam zum Streit, bei dem der eine den andern erschlug.

In einer anderen Version wird folgende Geschichte erzählt:
Am Heiligen Abend sehen Sonntagskinder dort an dem Erlentröglein eine Jungfrau in schneeweissem Gewand. Die goldenen Haarflechten hangen ihr fast bis auf den Saum des Kleides hinunter. Traurig schaut sie den Wanderer an. Sie möchte erlöst werden. Allein nur einem Jüngling mit gutem Herzen und dabei doch furchtlosen Sinn kann das gelingen. Sie bittet ihn mit lieblicher Stimme, ihr zu folgen und sich durch nichts abschrecken zu lassen, was sich am Wege auch zeigen werde. Sie will ihn reich und glücklich machen, wenn er standhaft bleibt. Aber noch keinem ist es geglückt. In der Quelle soll das Blut eines unschuldig Ermordeten, das Blut dieser Jungfrau rinnen, und sie möchte den Geist des ruchlosen Mörders von dem Fluch seiner Untat erlösen.

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